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Edelfalter (Nymphalidae)  und  Schlüsselblumen-Würfelfalter (Hamearis lucina) 

 

 

 

Argynnis aglaja, Großer Perlmutterfalter

 

 

Kopulation
Kopulation

Der Große Perlmutterfalter (Flügelspannweite 6-7 cm) tritt im südöstlichen Kreisteil nicht so häufig auf wie auf dem Hohen Meißner und den daran angrenzenden Gebieten, aber selten ist er auch hier nicht und mehrere Falter sieht man bei gutem Flugwetter während seiner jährlichen Flugzeit im  Juli und August regelmäßig.

Wenn man ihn sicher bestimmen will muss er sich setzen und seine Flügelunterseiten zeigen. Dies gilt für etliche Arten der Perlmutterfalter-Gruppe, weil sich die Flügeloberseiten sehr ähneln und leicht zu Verwechselungen führen können. Die silbrigen Flecken der Unterseiten sind wichtige Unterscheidungsmerkmale.

Aber das wird sicher aus den nächsten Bildern der anderen Arten deutlich, hier sagen Bilder mehr als Worte. 

Die Raupe frisst Veilchenarten und überwintert in der Streuschicht am Boden. 


 

 

Issoria (Argynnis) lathonia, Kleiner Perlmutterfalter

 

 

Erkenntlich ist der Kleine Perlmutterfalter an den größten Spiegelflecken aller unserer Perlmutterfalter auf den Hinterflügel-Unterseiten.

Als rastloser Streuner und reißender Flieger kann er von April bis in den Herbst hinein überall auftauchen.

In guten Sommern schafft er drei Generationen und saugt an diversen Blüten. Auch seine Raupen ernähren sich von diversen Veilchen einschließlich Garten-Stiefmütterchen.

Die Männchen zeigen ein ausgeprägtes Revierverhalten und jagen anderen vorbei fliegenden Faltern (und oft auch größeren Insekten wie z.B. Bienen)  heftig hinterher.


 

 

 

Argynnis (Fabriciana) adippe, Feuriger Perlmutterfalter

 

 

Paarung
Paarung
Größenvergleich mit Faulbaum-Bläuling (Bildmitte unten) und Kaisermantel (links oben)
Größenvergleich mit Faulbaum-Bläuling (Bildmitte unten) und Kaisermantel (links oben)

Dort wo Veilchen wachsen oder ein Angebot an bevorzugten Nektarpflanzen besteht, kann auch der Feurige Perlmutterfalter bei sonnigem Wetter fliegen. Auch seine Raupen fressen Veilchen und da er an diversen Blüten zu saugen vermag und  weit fliegen kann, trifft man ihn vielerorts.

Erkennbar ist er an einer Reihe silbrig gekernter kleiner rundlicher Flecken zwischen der Zackenbinde am Hinterflügelrand und der Silberfleckenbinde der Flügelmitte.

Im Supersommer 2018 flog er sehr zahlreich im Gebiet. Sowohl über Magerrasen, extensiv genutzten Wiesen und Weiden, sonnenbeschienenen Waldrändern, Lichtungen, und Waldwegen war er anzutreffen.

Sein Nahrungsspektrum ist vielfältig, er saugt neben den in der Fachliteratur meist erwähnten Korbblütlern wie Disteln und Skabiosen, bei uns auch besonders gern an Liguster, blühenden Linden und auch oft am Boden und auch an Brand- oder Feuerstellen

Zwar bildet er nur eine Generation, diese kann jedoch von Juni bis Ende September fliegen, weil die Falter nicht zeitgleich, sondern über einen längeren Zeitraum  schlüpfen. Dies hängt im Wesentlichen vom Mikroklima des Raupenhabitates ab. Je sonniger und wärmer die Standorte der Futterveilchen, desto schneller die Entwicklung vom Ei zum Falter. 


 

 

Boloria (Clossiana) dia, Magerrasen-Perlmutterfalter

 

 

Wie sein Name verrät, kann man diesem kleinen Perlmutterfalter meist nur auf Magerrasen oder in deren unmittelbarer Nähe begegnen. Auf einigen Kalk-Halbtrockenrasen des Ringgau und des Sontraer Karst-Hügellandes kommt er noch in kleineren bis guten Beständen vor. Auch diese Perlmutterfalterart ist vom Vorkommen von Veilchenarten abhängig, die von den Raupen genutzt werden. Früher konnte er auch die Ackerveilchen der Kalkscherbenäcker unserer Gegend nutzen, aber gerade die werden heutzutage besonders stark mit Pestiziden behandelt weil sie sehr viel unerwünschte "Ackerbegleitflora", sprich "Unkraut" hervorbringen. Dieses wird in der derzeitig praktizierten Landwirtschaft aber rigoros vernichtet. 

Sicheres Bestimmungsmerkmal sind auch bei dieser kleinen Art die Flügelunterseiten der Hinterflügel, insbesondere der violettbraune Außenrandbereich. Nach milden Wintern fliegt die erste  Generation manchmal bereits ab Mitte April. Da er in warmen Sommern mehrere Generationen bilden kann, fliegt er manchmal auch noch  Ende September.

 

 


 

 

Brenthis ino, Mädesüß-Perlmutterfalter

 

Kopula
Kopula

In Nebentälern der Bäche Ulfe, Sontra, Wehre und Netra kommen Hochstaudenbrachen mit Filipendula ulmaria (Echtes Mädesüß) vor. Wo diese Pflanze wächst kann auch der Mädesüß-Perlmutterfalter leben weil er im Raupenstadium Mädesüß befrißt, und er tut es auch..

Etliche stabile Vorkommen sind  derzeit vorhanden. Als gesichert möchte ich diese aber nicht alle bezeichnen, da vielen Menschen solche "nutzlosen Unkrautflure" ein Dorn im Auge sind und immer die Gefahr der Umwandlung - zum Beispiel in Wald oder auch in Fettwiesen - besteht, oder solche Flächen auch  der  "Ordnung halber" gemulcht werden. Das dies den sicheren Tod von Eiern, Raupen oder Puppen des Falters bedeuten würde ist naheliegend. 


 

 

Boloria (Clossiana) selene, Braunfleckiger oder Sumpfwiesen-Perlmutterfalter

 

Ich glaube ihn auch auf den Hochflächen des Ringgau in Waldgemengelagen schon gesichtet zu haben, noch fehlt  der Beweis in Form einer eindeutigen Belegaufnahme aus meinem Beobachtungsraum.

Die Bilder stammen vorerst vom Hohen Meißner.

Finden kann man diesen mittelgroßen Perlmutterfalter meist in der Nähe von Veilchenbeständen, an denen sich die Raupen entwickeln und zwar vorzugsweise in den höheren Lagen an Waldrändern, Forstwegen, Lichtungen und Schneisen. Zur Nahrungsaufnahme können auch Magerwiesen angeflogen werden.

Nach der Frühsommergeneration kann ca. ab Mitte/Ende Juli eine zweite Generation fliegen.


 

 

Boloria (Clossiana) euphrosyne, Silberfleck-Perlmutterfalter

 

Den eindeutigen Beweis erbringt auch bei dieser früh fliegenden Art nur ein Foto von den Flügelunterseiten. Dabei heben sich zwei der Flecke durch silbrigen Glanz von den anderen Flecken ab. Die Fotos entstanden vorerst im nahen Thüringen, bin mir aber  bei dieser Art recht sicher das sie - wenn auch selten - im Ringgaubereich vorkommt, zumal Carola Seiffert  und Thomas Flintrop 1997 noch an einigen Stellen des Ringgau fündig wurden (Schutzwürdigkeitsgutachten für das geplante NSG Rendagraben).

Der Schmetterling lebt in offenen, strukturreichen Waldgebieten und fliegt Ende April bis maximal Mitte Juni in nur einer Generation. 

 


 

 

Melitaea (Mellicta) athalia, Wachtelweizen-Scheckenfalter

 

Ist die Artbestimmung bei den Perlmutterfaltern schon schwierig, gibt es bei den nun folgenden Scheckenfaltern noch größere Probleme.

Selbst gute Aufnahmen von Ober- und Unterseiten der Falter sind nicht immer eindeutig, da sich einige Arten sehr ähneln.

Erschwerend hinzu kommen sehr geringe Unterschiede in der Färbung und Zeichnung zwischen Weibchen und Männchen.  Sicher lassen sich die Scheckenfalter  anhand von Fotos kaum auseinander halten.

Nach einer Mitteilung von Andreas C. Lange kommen M.athalia, M. aurelia, M. britomartis und M. diamina im Gebiet vor.

 

Der Wachtelweizen-Scheckenfalter ist  in meinem Untersuchunsgebiet nicht selten, aber auch nicht als verbreitet oder häufig zu bezeichnen. Auf Magergrasländern kann man ihn zur Flugzeit Juni bis August jedoch auch gelegentlich in größerer Zahl antreffen. 


 

 

Melitaea (Mellicta) aurelia, Ehrenpreis-Scheckenfalter

 

Melitaea aurelia ist im Gebiet  auf den höheren Lagen wohl etwas häufiger anzutreffen als M. athalia.

Da dieser Scheckenfalter nicht nur den Großen Ehrenpreis (Veronica teucrium) sondern auch Wegeriche (Plantago) und Wachtelweizen (Melampyrum) zur Fortpflanzung nutzt, sind  seine Zukunftschancen im Gebiet nicht die schlechtesten.

Da die Weibchen dieser Art fuchsrote Palpen (fühlerartige Taster am Kopf)  tragen und meist auch die Männchen dort etwas rot gezeichnet sind, läßt sich M. aurelia mit scharfen Aufnahmen des Kopfbereichs noch einigermaßen sicher bestimmen.


 

 

Melitaea britomartis, Östlicher Scheckenfalter

 

Bei Gottschalk noch nicht genannt, kommt die Art heute vor.

 

Es sei angeraten, dass sich Spezialisten einmal intensiver in der Region mit der Gruppe befassen um Klarheit zu schaffen.

Mit Fotos allein ist es kaum möglich



 

 

Melitaea parthenoides, Westlicher Scheckenfalter

Hier müssen noch eindeutigere Bilder zugefügt werden.


 

 

Melitaea diamina, Baldrian-Scheckenfalter

 

 

Baldrian-Scheckenfalter?

Man beachte u. a. die schwarz-weiß geringelten Fühler und die dunkelbraunen Hinterflügel.

Selten zu sehen, aber er kommt zumindest am Ringgau-Südrand vor.

Auch wenn erst eine Aufnahme der Oberseite vorliegt, bin ich mir in diesem Fall recht sicher, zumal die bisherigen Sichtungen in feuchteren Hochstaudenfluren gelangen.


 

 

 

 

Hamearis lucina, Schlüsselblumen-Würfelfalter (Perlbinde)

 

Wo noch Schlüsselblumen (Primula veris) blühen die nicht gemäht oder intensiv beweidet werden, kann dieser früh fliegende (ab Ende April/Anfang Mai) Falter theoretisch gefunden werden.

Bei uns tritt er fast ausschließlich auf einigen extensiv beweideten Magerrasen und Brachflächen auf und meist auch nur in Einzel- oder mit wenigen Exemplaren, ist also relativ selten. Es ist anzunehmen dass zur Eiablage bevorzugt Brachestadien und Saumgesellschaften aufgesucht werden, da die Weibchen die Eier an die Blattunterseiten höherstehender Blätter ablegen. Diese nicht am Boden aufliegenden Blätter werden sowohl bei kurzer Mahd als auch bei intensiverer Beweidung genutzt und Eier oder Raupen somit vernichtet. 

Selbst magere Wiesen mit Schlüsselblumen-Massenbeständen bringen anscheinend keinen Falter hervor wenn sie gemäht werden. Solche Wiesen gibt es noch etliche in der Region, trotz mehrfacher Nachsuche konnte ich dort noch keinen Falter finden. Befinden sich jedoch kleinere Brachen, z. B. Böschungen oder Wegränder in der Nähe sind die Chancen diesen Frühflieger zu sehen ungleich höher. Laut Literatur soll dieser Schmetterling auch in offenen Waldgesellschaften mit Waldprimelbeständen (Primula elatior) vorkommen. Dort hätte mir der Falter eigentlich bei meinen unzähligen Begehungen zur Kontrolle der Orchis pallens-Bestände schon einmal begegnen müssen. Allerdings ist mir dort in unserer Region noch keiner aufgefallen, (was aber durchaus auch mit der Konzentration auf die Orchideen begründet sein kann.)

Die einzige Art aus der Familie Hamearis in Deutschland ist bei uns also auch auf Brachen und lückige Saumgesellschaften mit Vorkommen der Schlüsselblume angewiesen und einmal mehr muss ich darum bitten bei der Beweidung unserer Kalkmagerrasen immer einige Teilbereiche unberührt zu lassen. Sicher wäre dann dieser Tagfalter viel öfter zu sehen.